Jürgen Schneider im Jahr 1993 in Barthels Hof. Foto: Wolfgang Zeyen "Schneider-Objekte" in Leipzig Jürgen Schneiders Bekenntnisse Nachdenken über Jürgen Schneider Copyright © 2000-2009 Dr. Utz Jürgen Schneider Hinweis
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Quelle: http://www.sueddeutsche.de/S5m38C/3076584/Im-Goldauto.html
Im GoldautoEin später, aber zeitgemäßer Film über den Fall Jürgen Schneider Fast 15 Jahre ist es her, dass der Bauspekulant Jürgen Schneider die Banken narrte, sie um Milliarden betrogen hatte und am Ende zu einer langen Haftstrafe verurteilt wurde. Und doch wirkt der Fall angesichts der weltweiten Finanz- und Bankenkrise aktueller denn je. Wie sorglos Kreditinstitute, allen voran die Deutsche Bank, große Immobilienkredite vergeben haben, ohne genaue Prüfung und ohne genügend Sicherheit, das kann man am Fall Schneider studieren. Dieses Geschäftsgebaren wird heute der internationalen Finanzwelt wieder zum Verhängnis - in globalem Ausmaß. Banker lernen offenbar nicht hinzu. Schneider prellte die Banken um insgesamt 5,6 Milliarden D-Mark - eine Summe, die angesichts der heutigen Probleme und gigantischer Betrügereien, etwa der von Anlageberater Bernie Madoff, fast schon gering erscheint; Hilmar Kopper sprach schon damals von Peanuts. Nach der spektakulären Verhaftung Schneiders in Miami wurde ihm 1997 der Prozess gemacht und er saß einige Jahre in der Justizvollzugsanstalt Frankfurt. Nun erzählt Schneider in der WDR-Dokumentation Menschen hautnah nochmal seine Geschichte. Der angesehene und investigative Dokumentarfilmer Gert Monheim ist dabei nah dran und verliert doch nicht die Distanz. Ende Juni ging Monheim nach 40 Jahren beim WDR in den Ruhestand. Der Film ist ihm gelungen - und er hat es nicht verdient, im dritten Programm versteckt zu werden. Monheim lässt Schneider nochmal die Plätze der Vergangenheit besuchen: die Innenstadt von Leipzig - hier kaufte Schneider nach der Wende 60 Immobilien, die Gefängniszelle, in der er zwei Jahre zubrachte, den Gerichtssaal, in dem Schneider seinen Richter wiedertrifft, das Grundstück, auf dem früher sein Elternhaus stand. Quasi unter den Augen der Deutschen Bank und anderer Institute fälschte er Unterlagen, fingierte Grundrisse, täuschte Mietverträge vor, die es nicht gab. Von 50 Banken bekam er Geld, ohne Eigenkapital zu haben. "Sein märchenhafter Reichtum", lernt man, "bestand nur aus Schulden". Man merkt Schneider noch immer Stolz und Eitelkeit an, wenn er von früher erzählt. Er ließ sich im goldenen Mercedes von Baustelle zu Baustelle fahren, seine Firma residierte in einem Schloss. "Ich war ja nicht normal", sagt Schneider, der heute angeblich vom Erbe seiner wohlhabenden Eltern lebt. Und in einem Nebensatz erfährt der Zuschauer sogar, was mit den Toupets passiert ist - früher ein Markenzeichen Schneiders: "vom Hund gefressen oder vom Insolvenzverwalter eingezogen". CASPAR BUSSE Menschen hautnah: Ich war Baulöwe Dr. Schneider, WDR, 1. Oktober 2009, 22.30 Uhr. |