Dr. Utz Jürgen Schneider

Jürgen Schneider im Jahr 1993 in Barthels Hof.
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Leipziger Denkmalstiftung

Datenbank für gefährdete Baudenkmale Mitteldeutschlands


Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 22. Dezember 2009 - Seite 16
© Leipziger Volkszeitung

Pannenhelfer für Altbauten in Not

Denkmalstiftung hat sich für 2010 viel vorgenommen / Jugendprojekt und Monumentendienst

Erst vor zwei Monaten wurde die Leipziger Denkmalstiftung in der Alten Börse am Naschmarkt gegründet. Nun hat sie bereits vier konkrete Vorhaben entwickelt: unter anderem soll eine Art ADAC-Pannendienst für bedrohte Altbauten entstehen.
Auch wenn niemand ganz genaue Zahlen hat: Nach Schätzungen des Landesamtes für Denkmalpflege ist in Leipzig noch immer jedes zehnte historische Gebäude vom Abriss bedroht. "Es gibt einerseits die Häuser in attraktiven Lagen, um die sich etliche Bauträgerfirmen kümmern", erklärt Wolfram Günther, der zu den 51 Gründungsstiftern der Leipziger Denkmalsstiftung gehörte. "Andererseits aber auch viele schwierige Objekte, die nicht auf der Stadtkarte der Immobilienmakler stehen. Zum Beispiel massiert an der Georg-Schumann-Straße oder in Sellerhausen-Stünz." Hier komme es meist darauf an, mit möglichst wenig Mitteln und substanzschonend die Häuser zu bewahren. Um den oftmals selbst ratlosen Eigentümern zu helfen, habe sich die Stiftung nun auf vier konkrete Vorhaben für die nächsten Jahre verständigt. "Wir sind noch alle ehrenamtlich tätig, müssen aufpassen, dass wir uns nicht mit zu vielen Dingen gleichzeitig übernehmen", erläutert er.

Besonders wichtig ist den Initiatoren der Aufbau eines Beratungsnetzwerks. So soll eine Broschüre mit Tipps und Informationen für Denkmalseigentümer entstehen. Viele Betroffene wüssten angesichts des fortschreitenden Verfalls der Häuser, fehlender Kredite und Eigenmittel einfach nicht mehr weiter. "In der Broschüre wollen wir zeigen, wie andere solche Probleme gelöst haben, wichtige Kontakte vermitteln, aber auch Negativbeispiele benennen, um Gefahren zu verdeutlichen." Zum Beispiel gebe es in der Region ermutigende, aber auch schlechte Objekte, was sich aus den einstmals zahlreichen Brauereien machen lässt. Die Stiftung wolle hierbei eng mit den Denkmalschutzbehörden zusammenarbeiten, auch eine eigene Datenbank für Notobjekte aufbauen. Über sie könnten Eigentümer, potenzielle Nutzer, Architekten, Ideengeber oder Käufer leichter in Kontakt treten, erläutert der 36-Jährige. "2010 planen wir dafür die Gründung eines Förderkreises mit Vereinsstatus. Damit wird es leichter, eine eigene Geschäftsstelle einzurichten."

Zweitens möchte die Stiftung einen Monumentendienst einrichten. In Niedersachsen läuft dieses Modell schon seit Jahren sehr erfolgreich. Rund 1000 Baudenkmälern werden dort regelmäßig inspiziert, kleine Reparaturen sofort erledigt und die Besitzer zu nachhaltigen Instandsetzungen beraten. "Das ist wie eine Art ADAC-Pannenhilfe für Baudenkmäler - mit einer geringen Jahresgebühr. Wir konnten dazu schon eine Zusammenarbeit mit der Leipziger Handwerkskammer und den Kollegen in Niedersachsen vereinbaren."

Drittens plant die Stiftung ein Projekt zur Jugendberufshilfe. 18- bis 27-Jährige in schwierigen Lagen können durch einfache Instandsetzungen an Altbauten viel lernen und neue Motivationen für ihr Leben erhalten. Dafür wurde bereits ein "namhafter Partner" gefunden, der viel Erfahrung auf dem Gebiet hat.

Viertens möchte die Stiftung auf längere Sicht selbst ein Denkmal retten. Berät hierzu bei den monatlichen Treffen im Goetzhaus schon über geeignete Objekte. "Um auszuloten, was alles möglich ist, schwebt uns auch eine Zusammenarbeit mit Studenten der HTWK vor", so Günther.

Jens Rometsch

Spenden an Leipziger Denkmalstiftung,
c/o Wolfram Günther, BLZ 86080000, Konto 0148210501,
Internet: www.leipziger-denkmalstiftung.de


Quelle: http://nachrichten.lvz-online.de/
© LVZ-Online, 05.04.2010, 10:25 Uhr

Mäzene lassen Baudenkmäler im Osten glänzen

Kirsten Baukhage, dpa

Berlin. Die Bauten sind einmalige Zeugnisse der deutschen Kulturtradition. Ob die barocke Frauenkirche in Dresden, die gotische St.-Georgen-Kirche in Wismar oder das Belvedere auf dem Pfingstberg in Potsdam - alle wurden nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut. Dass diese architektonischen Juwelen heute wieder in neuem Glanz erstrahlen, verdanken sie ganz wesentlich privatem Engagement. Mäzene, Stiftungen und Unternehmenssponsoren steuerten einen erheblichen Teil der Gelder im mehrstelligen Millionenbereich bei.

„Wir erleben in Deutschland eine Renaissance der Philanthropie, ein zunehmendes Engagement von Privatpersonen in allen gesellschaftlich relevanten Bereichen“, sagt Prof. Klaus Siebenhaar vom Berliner Institut für Kultur- und Medienmanagement. Das habe mit dem gewachsenen individuellen Reichtum zu tun. „In Deutschland wird derzeit so viel vererbt wie nie zuvor.“ Das zeige sich auch an dem Stiftungsboom in Deutschland. Entscheidend sei der Wandel vom Sponsoring der 80er und 90er Jahre zum heutigen Mäzenatentum.

„Der Mäzen handelt selbstlos, er will nur gesellschaftliche Anerkennung“, erläutert Siebenhaar. „Beim Sponsoring geht es jedoch um die geldwerte Gegenleistung. Die Unterstützung für Projekte finanziert das Unternehmen aus dem Werbeetat. Dabei geht es nicht um Investitionen aus Herzblut, sondern um die Frage: Nützt es dem Unternehmen mehr, als Anzeigen zu schalten?“ Der Osten Deutschlands schneide dabei schlechter ab, weil es dort kaum große Erben gebe. „Doch viele Mäzene aus dem Westen konzentrieren sich auf den Aufbau im Osten wie Arend Oetker in Leipzig.“ Dort unterstützt der ehrenamtlich engagierte Unternehmer die Galerie für Zeitgenössische Kunst. Stiftungen im Osten rarer und weniger vermögend

Den Stiftungsboom und das Füllhorn für den Osten bestätigt auch der Bundesverband Deutscher Stiftungen. „Ohne die Arbeit von Stiftungen sähe es in Deutschland, vor allem in den neuen Bundesländern, eklatant anders aus“, resümierte 2009 Verbands- Generalsekretär Hans Fleisch zu 20 Jahren Mauerfall. Um den großen Nachholbedarf zumindest teilweise auszugleichen, investierten viele Stiftungen nach der Wende vorrangig in den neuen Bundesländern.

„In den 90er Jahren sind rund 95 Prozent unserer Mittel in den Osten geflossen. 2009 ist dieser Anteil auf 57 Prozent gesunken“, sagt ein Sprecher der Stiftung Deutscher Denkmalschutz. „Viele Kulturdenkmäler wären sonst verfallen.“ So beteiligte sich die Stiftung Denkmalschutz mit 15 Millionen an den rund 35 Millionen Euro für den Wiederaufbau der St.-Georgen-Kirche in Wismar, der in diesem Jahr vollendet wird. Sie gilt als eine der bedeutendsten Kirchenbauten der Backsteingotik.

Doch vom Stiftungskahlschlag zu DDR-Zeiten - als private Einrichtungen wurden sie weitgehend abgeschafft - erholen sich die neuen Länder nur langsam. Von den 17 372 Stiftungen bürgerlichen Rechts Ende 2009 in Deutschland hatten nach Angaben des Bundesverbandes nur 1117 oder 6,4 Prozent ihren Sitz in den neuen Ländern. Mit Berlin (690) erhöht sich der Anteil auf 10,4 Prozent. Auch beim Stiftungsvermögen kann der Osten nicht mithalten. Von den 15 größten Stiftungen - meist von Unternehmen - mit einem Vermögen bis zu mehr als 5 Milliarden Euro sitzt keine in Ostdeutschland. Dort ist kein Vermögen höher als 250 Millionen Euro. Mäzene zeigen sich im Osten spendabel

Doch vieles gleichen private Mäzene aus. Eins der berühmtesten Beispiele ist die Rekonstruktion der Frauenkirche in Dresden. Von den Kosten in Höhe von 132 Millionen Euro während der elfjährigen Bauzeit bis 2005 wurden rund 100 Millionen Euro durch Spenden aus aller Welt aufgebracht. Zu den großzügigen Förderern zählt auch der US- Nobelpreisträger für Medizin, Günter Blobel, der in Dresden aufgewachsen ist. 1999 stellte er 1,6 Millionen Mark seines Preisgeldes für die Frauenkirche zur Verfügung.

Von privaten Gönnern profitierte auch besonders die brandenburgische Landeshauptstadt Potsdam, die im Schatten Berlins gut situierte Bürger anzog. TV-Moderator Günther Jauch spendete Millionen für die Rekonstruktion des Fortunaportals, das einst als schönster Teil des barocken Stadtschlosses galt. Für den Wiederaufbau des Schlosses, in das der Landtag einziehen soll, überreichte der Aufsichtsratschef des Software-Unternehmens SAP, Hasso Plattner, einen 20-Millionen-Scheck. Deshalb warnt Siebenhaar vor einem Problem: „Sogenannte Leuchttürme im Osten werden mehr bedacht als viele Kulturschätze in kleinen Städten oder auf dem Land.“